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Herbsttagung 2023 und Auszeichnung TopLehrling 2023

25.10.23, Herbsttagung im Rössli Tufertschwil Herbsttagung 2023 und Auszeichnung TopLehrling 2023

v.l.n.r. Marco Frauchiger (Rektor BZWU Wil-Uzwil), Marc Züllig (wrw Präsident), Dr. Urs Frey (KMU-Innovator)
Die Wirtschaft Region Wil lud am Mittwoch, 25.10.2023, zur traditionellen Herbsttagung ins Rössli Tufertschwil ein. Nach Referaten und Diskussionen zu den Themen «Leadership» und «Generation Z» wurde auch der TopLehrling der Region gekürt.

In seiner Begrüssungsrede weist Präsident Marc Züllig auf die aktuelle Zeit grosser Veränderung und Instabilität hin, wo man als Mensch und auch als Führungskraft gefordert ist. Wirksames Leadership ist, gerade in dieser Zeit, sehr wichtig: „Für mich bedeutet es, Menschen mit ihren Bedürfnissen und Ängsten zu verstehen, ihnen Sicherheit und Sinn zu vermitteln und das Vertrauen gewinnen, um mit ihnen gemeinsam neue Wege zu wagen. Wir wollen der Veränderung aktiv begegnen,“ sagt Züllig und leitet so über zum Referat von Marco Frauchiger, Rektor des Berufs- und Weiterbildungszentrum Wil-Uzwil.

Die Generation Z ist fordernd, aber durchaus leistungsfähig
Marco Frauchiger thematisiert die Generation Z, die Digital Natives, geboren zwischen 1997 und 2010. Sie ist die erste Generation, die mit Internet und Smartphones aufwächst und sie wird früher als die vorangegangenen Jahrgänge Verantwortung und Führungsaufgaben übernehmen müssen, denn erstmals in der Geschichte wird die gesellschaftstragende Schicht von einer zahlenmässig geringeren abgelöst. Um den Standard halten zu können, muss sie die gleiche Wirtschaftsleistung erbringen, wie die Generation X, die jetzt mehrheitlich die Verantwortung trägt. Der Austritt der Babyboomer-Generation aus dem Erwerbsleben und der daraus folgende Fachkräftemangel sind die grossen Herausforderungen der Wirtschaft für die kommenden Jahre.

Geringere Arbeitsbereitschaft als in der EU
Ihre Anspruchshaltung und die fehlende Arbeitsmoral seien ein Problem, klingt es vielfach über die Jugend. Das sei schon immer so gewesen, sagt Marco Frauchiger. Geändert habe sich aber das Umfeld durch die Digitalisierung. Die Generation Z sei hypervernetzt und dadurch fordernd und multioptional. Selbstinszenierung und die stetige Angst, etwas zu verpassen, prägen sie. Sie zeichnet sich hingegen auch aus durch Teamfähigkeit, Kreativität, Selbstvertrauen und Effizienz. Hierarchien, Verbindlichkeiten, Druck oder Handeln ohne erkennbares Motiv bereitet ihr jedoch Mühe. In ihrem Identitätsverständnis spielt Arbeit nur zu 26% eine Rolle, nach Freunden, Familie, Hobbies, Mode und Musik. Dieser Wert liegt in der EU bei 57% und das müsse Anlass zu Sorge geben. Als Gründe nennt er die antiautoritäre Erziehung und dass alle Wünsche ermöglicht werden. Kinder seien heute Teil der elterlichen Inszenierung. Im Widerspruch dazu seien sich gemäss Studien die Jungen ihrer Situation durchaus bewusst. Klimawandel, steigende Lebenshaltungskosten und die Angst vor Wohlstandverlust schlagen auf die psychische Gesundheit. Etwa ein Viertel bis ein Drittel der Jugendlichen leiden unter psychischen Problemen und sprechen teilweise mit niemandem darüber. Besorgniserregend sei, dass diese Gruppe empfänglich sei für Fake-News und Verschwörungstheorien.

Jugend mehr einbinden
„Wir sollten an Lösungen interessiert sein, nicht an Spaltungen“, ist Marco Frauchigers Folgerung. Er bricht eine Lanze für die Jungen. Schliesslich seien die Grundwerte im Prinzip immer noch die gleichen. Die Erziehung präge sie. 40% der 26-jährigen wohnen noch im Elternhaus. Sie müssen deswegen weniger Verantwortung übernehmen, was sich auch auf das Arbeitsleben auswirkt. Es gelte also, so Frauchiger, ihrer Mühe mit Loyalität und Hierarchien und mit Beteiligung an Entscheidungsprozessen entgegen zu wirken. Die Sinnhaftigkeit von Handlungen muss ersichtlich sein. In der Folge würden sie dafür ihre Skills voll ausspielen: Effizienz, unbürokratisches Handeln und an Problemlösungen effektiv mitarbeiten. „Wir haben tolle Junge! Diese sind anders, aber toll“, schliesst Marco Frauchiger sein Referat.

Anerkennung ist wichtig
KMU-Innovator Urs Frey beginnt seinen Vortrag unter dem Titel «Leadership» mit Facebook und Instagram. „Jeder 10. Mensch bekommt ein Like, also eine Anerkennung pro Tag,“ sagt der Coach und Strategieexperte und fragt die versammelten Führungspersonen: „Bekommen die Mitarbeitenden das von uns auch?“ Die Generation Z lebt davon. Feedback sei wichtig. Gerade die Jugend braucht dies. Er zeigt eine Folie mit dem Text «Wir haben es schon immer so gemacht». Dies seien die sieben teuersten Worte der Wirtschaft, erklärt er und unterstreicht dies mit dem Logo von Kodak – dem Musterbeispiel eines Unternehmens, das die Entwicklung verpasst hat. Er spricht über Selbstreflexion, Teambildung und die Vermittlung von Werten und Visionen und dass Führungskräfte diese vorleben sollten. Junge Mitarbeitende wollen die Prozesse selber bestimmen. Sie hinterfragen mehr. Dies sei eine Chance, die es zu nutzen gilt. „Man darf der Generation Z auch etwas zutrauen,“ schliesst Frey daraus.

TopLehrling mit Note 5.8
Ein Schwerpunkt der wrw Herbsttagung war die Auszeichnung der besten Lernenden der Region. Hinter dem TopLehrling-Award stehen die Wirtschaft Region Wil, der Gewerbeverein Wil und Umgebung, die Arbeitgebervereinigung Thurgau und der Arbeitgeberverband Südthurgau. Mit einer Bestnote von 5.8 als Automatiker wurde Lukas Hilber zum TopLehrling ausgezeichnet. Auf die Frage, warum er den beruflichen dem gymnasialen Bildungsweg vorgezogen hat, sagt er, dass es gerade ein Vorteil des Schweizer Bildungssystems sei, dass die Tore zu den Universitäten auch nach einer Berufslehre noch offenstehen. Ihm sei die Praxiserfahrung wichtig. Er interessiere sich für Natur und Technik sowie Programmierung, Installation und Entwicklung, deshalb habe er sich für die Lehre als Automatiker entschieden. Künftig will er in der Forschung und Entwicklung arbeiten. Urs Frey pflichtetet ihm bei. Ausgelernte, die anschliessend noch studieren, sind die künftigen Topfachleute. Seine gute Note verdanke er seiner Begeisterung für diesen Beruf, so Lukas Hilber. Er lobte den Führungsstil in seinem Lehrbetrieb. Man habe Freiheiten, abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse. Sein Ausbildner Philipp Büeler hebt die Leistungsbereitschaft und das Interesse seines Lehrlings hervor. Auf die Frage, was sich denn in den vergangenen 10 Jahren am meisten unter den Auszubildenden geändert hat, nennt er die oftmals verzerrte Wahrnehmung durch Influencer. Deren zelebrierte Lebenswelt sei wenig realitätsnah. „Man muss arbeiten, um etwas erreichen zu können. Hinter dem gezeigten Wohlstand der Influencer steckt viel Arbeit“, sagt er.

Zusammenarbeit und Vertrauen
Am Abschlusspodium wurde die Frage erörtert: Was braucht es in Zeiten der Veränderung, um zuversichtlich in die Zukunft blicken zu können? Für Urs Frey ist die Fähigkeit wichtig, Perspektiven anderer einnehmen zu können und „Demut, dass man sich nicht so wichtig nimmt vor der Natur und Umwelt.“ Es brauche Vertrauen in die Zukunft. Lukas Hilber wünscht sich vor dem Hintergrund des Klimawandels und der steigenden Lebenshaltungskosten, dass die jetzt politisierende Generation die Jungen in die Lösung von Problemen einbezieht. Wenn der Glaube an eine gute Zukunft verloren geht, so Hilber: „ist alles eh gelaufen, dann haben wir echte Probleme.“

An der wrw Herbsttagung wurden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Generationen aufgezeigt. Präsident Marc Züllig fasst am Ende zusammen: „Wir sollten aufeinander zugehen und zusammen Lösungen für die Zukunft finden. Wir haben tolle Junge.“

 

v.l.n.r. Marco Frauchiger (Rektor BZWU Wil-Uzwil), Marc Züllig (wrw Präsident), Dr. Urs Frey (KMU-Innovator)

v.l.n.r. Marco Frauchiger (Rektor BZWU Wil-Uzwil), Marc Züllig (wrw Präsident), Dr. Urs Frey (KMU-Innovator)

  Für KMU-Innovator Dr. Urs Frey gehört zu einem Führungsstil auch eine Feedbackkultur.

Für KMU-Innovator Dr. Urs Frey gehört zu einem Führungsstil auch eine Feedbackkultur.

Zuerst Praxis, dann Studium. TopLehrling Lukas Hilber nutzt die Vorteile des Schweizer Bildungssystems.

Zuerst Praxis, dann Studium. TopLehrling Lukas Hilber nutzt die Vorteile des Schweizer Bildungssystems.

TopLehrlinge der 8 Kategorien

In acht Kategorien wurden die TopLehrlinge ausgezeichnet. Eine Bedingung zur Teilnahme war eine Abschlussnote von über 5.0.

v.l.n.r.:

 

 

Weitere Impressionen des Abends:

 

 

PDF icon wrw_prasentationsunterlagen.pdf
Präsentationsunterlagen Herbsttagung 2023